14 November 2007

Klettern und Kino

Sonntag wurde ich sehr frueh geweckt, denn Ben wollte mit uns einen Ausflug nach Woodend, dem Heimatort der Jungs, eine Stunde noerdlich von Melbourne, unternehmen. Um 10 fuhren wir, Sandra, Ben, Rob und ich, in der Hitze los und zum Glueck hatte unser Auto eine Klimaanlage. Nach einem Halt an der Tankstelle, einem ausgewogenen Snickersfruehstueck und einer Fahrt durch die immer australischer aussehende Landschaft, kamen wir am Mount Macedon an. Zum Glueck konnten wir dem Auto fast direkt zur Aussichtsplatform hochfahren und mussen nur ein Stueckchen laufen. Eigentlich war das auch kein wirklicher Berg, mehr so ein Huegel, aber fuer australische Verhaeltnisse schon extrem hoch. Oben stand ein Kreuz, das an die
Gefallenen des ersten Weltkrieges erinnerte und wir hatten einen wundervollen Ausblick ueber die Woodend-Region.
Weiter gins zu einem See ganz in der Naehe, wo wir auf ein Paar stiessen, das grade am yabbying war. Yabbys sind kleine Krustentiere, eine Flusskrebsart, die ihre Umgebung gerne sauber halten. Um diese Tierchen nun zu fangen, muss man einfach ein Stueckchen Fleisch an eine Schnur binden und ins Wasser haengen. Da die yabbies halt keine Unreinheiten moegen, versuchen sie die Fleischstuecke zu entfernen und wenn man jetzt das Fleisch langsam ans Ufer zieht, folgen einem die kleinen doofen yabbies direkt ins Netz. Richtige kleine bloede Delikatessen sind das. Yabbying ist also eine richtige australische Freizeitbeschaeftigung, falls ihr euch schon einmal gefragt habt, was Australier so tun, wenn ihnen langweilig ist.
Dann fuhren wir zum Magnetic Mountain, eine recht unscheinbare etwas bergauffuehrende Landstrasse und hielten mitten auf ihr an. Etwas fraglos wussten Sandra und ich nicht, was wir machen sollten und warteten also. Uns wurde grosses Kino versprochen. Ben nahm den Gang raus, lies die Bremse los und ploetzlich fuhren wir wie von Geisterhand den Berg hoch! Es war nicht gerade steil, aber mit Sicherheit waere man bei einem normalen Berg wieder nach unten gerollt. Wir rollten aber nach oben! Man war das unheimlich. Man sagt, es komme von den magnetischen Kraeften die dort herrschten, aber das glaube ich nicht ganz. Ich hab gleich einen Film davon gedreht, den ihr hoffentlich bald zu sehen bekommt.
Nach diesem atemberaubenden Erlebnis mussten wir uns ersteinmal staerken und fuhren direkt nach Woodend. So sieht also eine australische Kleinstadt aus, etwas trostlos, kleinstaedtisch halt.
Nun mussten wir uns einer wirklich anstrengenden Herausforderung stellen: Hanging Rock! Dieser alleinstehende Felsklumpen ist sehr schoen, es gibt viele kleine Hoehlen und Felsvorspruenge. Doch bevor ich fortfahre, muss ich euch noch in die tiefen Geheimnisse dieses Steins einweisen. Es gibt eine wirklich unheimliche Geschichte, die ich euch nicht vorenthalten moechte:
Es geschah an einem sonnigem 14. Februar 1900, als die Schuelerinnen eines Maedcheninternats zu einem Picknick am Hanging Rock aufbrachen. Im Laufe des Tages stiege vier Maedchen auf den Felsen, um die Aussicht zu geniessen. Als sie nach einer Weile nicht auftauchten, stieg auch ihre Lehrerin nach oben, um sie zu suchen.
Doch sie alle kamen nicht wieder. Erst am Abend, als schon die Suche voll im Gange war, kam eines der Maedchen voellig hysterisch zurueck. Sie konnte nicht erklaeren was geschah, hatte ihre Erinnerungen verloren und auch nach tagelanger Suche blieben die restlichen Maedchen und die Lehrerin verschwunden. Keiner konnte Erklaerungen abliefern und bis heute weiss niemand, ob es sich um einen Trick der Maedchen, etwas uebersinnliches oder natuerliches handelte.
Nun gut, da sollten wir also hoch. Etwas unheimlich war es schon, aber extrem schoen. Zwar war der Aufstieg etwas angestregend, dafuer wurden wir, wie bei jedem anderen Berg auch, mit einem tollen Ausblick belohnt. Eine Ueberraschung erwartete uns jedoch noch: Beim Aufstieg mitten im umliegenden Park sahen wir unser erstes Kaenguru! Es war so suess und graste in der Gegend rum. Wir schlichen uns ein wenig an und schossen Fotos.
Nach diesem Berg fuhren wir auf dem Weg nach Hause noch zu Australiens kleinsten Nationalpark, den Organ Pipes. Es waren Steinformationen, die genauso aussahen wie Orgelpfeifen. Sehr originell von Mutter Natur.
Spaeter musste ich leider noch Arbeiten, ich war total kaputt, aber Arbeit muss sein.

Am Montag hatte ich frei und hatte mal wieder Putztag. Ich musste noch einkaufen gehen, denn es war unserer Kochtag. Es sollte Fajitas geben. Jahaa, wir steigern uns.
Aber bevor es leckeres Essen gab, hatte ich noch James versprochen einer Freundin von ihm einen Gefallen zu tun. Sie war Frisoerazubi und jeden Montag gab es in ihrem Salon Probefrisuren zum ueben. Also fur mich James um 5 hin und es ging los. Kat war total nett, aber noch ziemlich schuechtern. Erst musste sie einen Fragebogen ueber meine Kopfform, Augenfarbe, Kophaut, Haarelastizitaet usw. ausfuellen.
Und dann fing die ganze Prozedur an. Sie sollte sich an einer Fohenfrisur probieren, das stand ganz oben auf ihrer Hausaufgabenliste. Zuerst bekam ich meine Haare gewaschen und sass auf einem Massagesessel. Gosh, war das herrlich. Dann kam der Foehn. Und sie foehnte und foehnte und foehnte. Und foehnte. Ganze 2 1/2 Stunden lang sass ich da und meine Ohren rauschten. Gut, am Ende waren meine Haare trocken. Und gefoehnt, und es war eine Frisur entstanden. Aufgabe erfuellt. Ich konnte jetzt kein ueberwaeltigendes Ergebniss erkennen, meine Haare waren glatt und weich, aber wenn alle zufrieden waren, war ich es auch.
Am Ende, als auch ihre Kollegen fertig waren, musste ich vor der versammelten Mannschaft nach vorne und mich praesentieren. Kat fummelte mir in den Haaren rum und erklaerte allen, dass die gefoehnt hatte.
Da ich keine Ahnung hatte, wo in Melbourne ich war und weil ich schon ein bisschen Panik hatte, meine Mitbewohner waeren schon am verhungern, wollte ich eigentlich mit dem Taxi nach Hause. Aber da rief grad Damian an und wollte mich abholen. Sein Bruder hatte noch sein Auto bei uns stehen. Perfekt.
Dann standen wir am Herd und mixten eine so leckere Fajita-Hackfleisch-Sauce an, schnippelten Gemuese und erwaermten die Tortillas. Alles war so gut, wir konnten und am Tisch alles selber zusammenrollen, hatten Chilli, Guacamole und Saure Sahne. Nach 3 Fajitas konnte ich mich nicht mehr bewegen.

Dienstag war ich shoppen. Ich brauchte noch Arbeitsschuhe. Schwarze gefunden. Ab in den Park, dann zur Arbeit und ab ins Bett.

Mittwoch hatte ich wieder frei und Sandra wollte sich noch bewerben. Also gingen wir in die Stadt. Dann wollten wir eine free Parliament Tour machen, die taeglich durch das Regierungsgebauede Victorias geht. Die Fuehrung war so lahm, der Fuehrer komisch und das Gebaeude zwar prunkvoll aber langweilig.
Dann hatten wir Sushilunch und fuhren nach Hause, denn am Abend fuhren wir ins Kino. Und zwar nicht irgendein Kino, sondern Gold Class Kino, mitten im Crown Complex, DEM Entertainment Centre in der City. Eigentlich kosten die Gold Class Karten $60, wir hatten aber alle fleissig Magnum gegessen und bekamen die Karten also auf der Magnumverpackung umsonst.
Vorher wollten wir noch Essen gehen. Es gab Thailaendisch und das Restaurant war in einer alten Kirche untergebracht. Das Essen war so lecker, der Wein auch. Es gibt hier in Australien so ein Angebot, Bring your own, wo man seinen eigenen Wein mitbringen kann und nur ein paar Dollar fuer das oeffnen bezahlen muss.
Endlich fuhren wir dann zum Kino. Wow! Anders kann ich das Kino nicht beschreiben. Wir kamen an und wurden von einem netten Einweiser an einen Tisch gefuehrt. Wir bekamen Menuekarten und bestellten eine Flasche Wein. Dann wurden wir zu unserem Plaetzen im Kinosaal gefuert. Es gab circa 30 Plaetze, alle extrem komfortable Sessel mit Beistelltisch. Das beste war, dass man die Sessel zur Liege umformen konnte, also lagen wir im Kino und luemmelten uns auf die Kissen. Irgendwann wurde auch der Wein gebracht und die Party ging weiter. Nach der Haelfte des Films waren Sandra und ich schon sehr betrunken und konnten uns nicht mehr auf den Film konzentrieren.
Gut, dass wir dann nach Hause fuhren.

Und jetzt sitze ich hier und warte, dass die Zeit rumgeht. Gleich geht es zur Arbeit.

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